Wien, 29.03.2023. Kassel ist mit seinem halben Dutzend Gaskonzernen die unrühmliche Gashauptstadt Deutschlands. Trotz der Klimakrise und ihren massiven Auswirkungen setzt die Gasindustrie weiter voll auf ihr zerstörerisches Geschäftsmodell. Darauf machten Aktivist*innen der Gruppe „Klimagerechtigkeit Kassel“ am Mittwoch während der European Gas Conference (European Gas Conference) in Wien aufmerksam. „Stop Gas, Stop NeoCO2lonialism“ war auf dem Banner zu lesen, welches die Aktivist*innen an der Vorderseite des Rathaus abließen. Damit wollen sie auf den Zusammenhang von Klimakrise und Neokolonialismus aufmerksam machen. Gasförderung findet häufig innerhalb neokolonialer Strukturen statt. Während die Industrieländer davon profitieren, leiden vor allem die Menschen im globalen Süden unter der damit einhergehenden Umweltzerstörungen und jetzt schon spürbaren Folgen der Erderhitzung.
Um unsere Lebensgrundlage zu erhalten, ist ein schneller Gasausstieg nötig. Stattdessen klammert sich die Gasindustrie an ihr dreckiges Geschäft und baut dieses weiter aus so beispielsweise der Kasseler Gaskonzern Wintershall Dea. „Auf dieser Konferenz wird einerseits daran gearbeitet die Lebensgrundlage von Menschen im globalen Süden durch Fracking und anderseits die Zukunft aller Menschen durch das anfeuern der Klimakatastrophe zu zerstören.“ so Lasse Sommer von Klimagerechtigkeit Kassel. In der EU ist das riskante Fracking weitestgehend verboten, doch europäische Konzerne nutzen es in Ländern des globalen Südens und machen so Profite auf Kosten der Menschen vor Ort und des Klimas. Kassel muss sich seiner Verantwortung bewusst werden
Am dritten Tag der European Gas Conference liegt der Fokus heute auf Wasserstoff, der oft als klimafreundlicher Erdgasersatz beworben wird. Gerade Wintershall möchte in Zukunft auf blauen Wasserstoff setzen. Bei diesem Verfahren wird weiterhin Methan frei. Mila Kranke von Klimagerechtigkeit Kassel sagt :“Blauer Wasserstoff wird uns in der Klimakrise nicht retten. Das Projekt von Wintershall setzt auf ein fortbestehen von fossiler Erdgasinfrastruktur und zementiert damit den Weg Richtung Klimakatastrophe.“
Energieversorgung muss zum Ziel haben, die Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen, statt Profite für Großkonzerne zu erwirtschaften. In Zukunft gilt es, gemeinsam sinnvolle und am Gemeinwohl orientierte Lösungen für eine globale, nachhaltige Energieversorgung zu finden. Wasserstoff kann ein Teil davon sein – ein neokoloniales „Business as usual“ für Industrie und Erdgas darf es jedoch nicht geben. Dafür wird Klimagerechtigkeit Kassel auch weiterhin lokal aber auch europaweit kämpfen.