Heute waren 2.000 Menschen mit Fridays for Future auf Kassels Straßen, um unter dem Motto #reichthaltnicht für #PeopleNotProfit zu streiten. Dabei sind wir auch an den Gaskonzernen WINGAS und Astora vorbeigelaufen – alles weitere könnt ihr hier in unserem Redebeitrag nachvollziehen.
Bilder und Videos unter https://twitter.com/KligK_KlimaKS
Wir sind heute an einem der Herzen der Gasindustrie Europas vorbeigelaufen: im Königstor kontrolliert Astora riesige Gasspeicher, im selben Hochhaus betreibt WINGAS genauso wie GASCADE in der Kölnischen Straße zentrale Pipelines. Hinter dem Kongresspalais sitzt mit Wintershall Dea ein weltweiter Player des dreckigen Gasgeschäfts.
Kassel ist leider nicht nur Rüstungshochburg, sondern auch unrühmliche Gashauptstadt Deutschlands.
Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan, das nach CO2 das zweitschlimmste Treibhausgas ist. Jede Tonne Methan wirkt innerhalb der entscheidenden nächsten zwanzig Jahre so klimaschädlich wie 83 Tonnen CO2. Mitten in der Klimakrise erzählen diese Konzerne weiter die dreckige Lüge vom sauberen Gas, damit sie weiter buddeln können. Wintershall steht für sein Reißen des 1,5-Grad-CO2-Budgets schon vor Gericht. Denn es ist doch völlig klar: wer jetzt weiter auf Erdgas setzt, stürzt Milliarden Menschen in den Abgrund der Klimakatastrophe. Wir sagen daher: Stoppt Erdgas! [Applaus]
Viele konventionelle Erdgas-Lagerstätten sind leer. Daher nutzt Wintershall immer riskantere und zerstörerischere Technologien:
- Erstens: beim Fracking entweicht durch das aufgesprengte Gestein noch mehr des extrem klimaschädlichen Treibhausgases Methan. Fracking gefährdet auch das Grundwasser und erhöht das Risiko von Fehlgeburten und Krebs in den Dörfern rund um die Bohrlöcher. Fracking ist auch aufgrund des Erdbebenrisikos in der EU weitgehend verboten. Das hält Wintershall aber nicht davon ab, in Argentinien, in Brasilien und Mexiko trotz riesiger Proteste ganze Dörfer einzuschüchtern, zu vertreiben und mit Fracking zu vergiften. Kassel ist reich geworden durch diese koloniale Ausbeutung. Wir sagen daher: [mit Nicht-Mikro-Hand in die Menge weisen] Stoppt Erdgas!
- Zweitens: bei Bohrungen im arktischen Eismeer unter Extrembedingungen drohen im Fall eines Ölunfalls wie im Golf von Mexiko unwiderbringliche Schäden an den fragilen Ökosystemen der Arktis. 55% der Produktion von Wintershall findet nördlich des Polarkreises statt. Aber auch im Wattenmeer will Wintershall neu bohren: bis zum Jahr 2069 wollen sie dort weiter nach Erdgas und Öl bohren – dabei dürfen dann für einen Erhalt der weltweiten Lebensgrundlagen schon lange keine fossilen Energieträger mehr verbrannt werden. Damit spielt Wintershall ganz bewusst mit dem Leben unzähliger Menschen, die in der Klimakatastrophe durch Hitzewellen, Hungersnöte und Überschwemmungen schon heute verzweifelt um ihr Leben kämpfen. Wir sagen daher: [mit Nicht-Mikro-Hand in die Menge weisen] Stoppt Erdgas!
Mit dem Krieg in der Ukraine wird uns allen die Abhängigkeit von Gaslieferungen vor allem aus Russland besonders bewusst. Fast die Hälfte der Geschäfte von Wintershall finden in Russland und in enger Kooperation mit Gazprom statt. Wintershall hat ihre stark umstrittenen Ölpipelines North Stream I und II jahrzehntelang vorangetrieben und damit die fossile Abhängigkeit von Russland eingefädelt. Während die stark gestiegenen Öl- und Gaspreise immer mehr Menschen auch in Kassel von Strom- und Gassperren bedrohen, spülen die Rekordpreise Milliarden an Profiten in die Taschen des Konzerns. Aber auch die Kriegskasse des russischen Staats wird so gefüllt: schon mit den geringeren Preisen im letzten Jahr haben die Exportsteuern für Energie 45% des russischen Staatshaushalts ausgemacht. Um dem Wahnsinn des Krieges entgegen zu wirken, müssen wir diese Geldquelle des Kremls austrocknen: lasst uns in Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine all die blutigen Energieimporte aus Russland sofort stoppen!
Doch der sofortige Ausstieg aus allen fossilen Importen aus Russland darf nur der allererste Schritt sein. Neue Frackinggas-Terminals ob in Stade oder Brunsbüttel sind ein fataler Irrweg. Sie brauchen etliche Jahre zur Fertigstellung, nur um dann noch schädlicheres Frackinggas aus den USA in die Pipelines zu jagen. Wir müssen einfach weg von Erdgas. Wir müssen schnell weg von Kohle und Öl, sowieso weg von Atom. Wir brauchen eine Abkehr von unserer verschwenderischen industriellen Produktions- und Lebensweise. Der Energie- und Ressourcenverbrauch muss drastisch sinken.
Wann, wenn nicht jetzt?
Unser Energiekonsum kann nicht weiter auf Kosten des Globalen Südens gedeckt werden. Daher braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Kraftakt zum massiven Ausbau von Windkraft (natürlich möglichst umweltverträglich auch auf den Kahlflächen im Reinhardswald!) und Photovoltaik auf allen Dächern unserer Städte und Dörfer, damit wir schon bald jeden Gashahn zudrehen können. Lasst uns unser Steuergeld in die Energiewende investieren und auf 100% Erneuerbare hinarbeiten, statt 100 Milliarden in eine militärische Aufrüstungsspirale zu versenken.
Wir fordern: die bedingungslose Aufnahme aller Kriegs- und Klimaflüchtlinge weltweit und die Schaffung sicherer Fluchtrouten. Das ist unsere absolute Pflicht angesichts der historischen Kolonialismus- und Klima-Schuld unserer Gesellschaft.
Wir fordern: das sofortige Verbot neuer Öl- und Gasheizungen.
Wir fordern: den Stopp aller Neubauprojekte und Ersatz aller bestehenden Gaskraftwerke bis 2030 durch Erneuerbare Energien.
Wir fordern: den Ersatz aller Gasheizungen und damit den endgültigen Gasausstieg bis 2035.
Wir fordern: das Abschöpfen von Kriegsprofiten durch Sondersteuern und Zerschlagung aller Klimakiller.
100% statt 100 Milliarden!!Erneuerbare statt Panzer!!Wind und Sonne statt Erdgas!!
Ich sag Gas, ihr sagt Ausstieg.
Gas – Ausstieg!
Gas – Ausstieg!
Ich sag „Sauberes Gas“, ihr sagt „Dreckige Lüge“:
Sauberes Gas – Dreckige Lüge!
Sauberes Gas – Dreckige Lüge!